Wie bekommen wir die Wechselkurs-Volatilität in den Griff?

Wilde Zuckungen im Kursverlauf während des vergangenen Jahres.

Für den Einsatz des Bitcoins als Zahlungsmittel stellt dies ein Problem dar:

  • Welcher Käufer möchte heute Bitcoins ausgeben in der Annahme, dass die Kaufkraft morgen um 20% höher liegt?
  • Welcher Händler möchte die Bitcoins heute annehmen, wenn der Wert morgen um 40% reduziert sein könnte?

Es gibt derzeit zwei für den Kursanstieg verantwortliche Nachfragen nach Bitcoins:

  • Nachfrage nach einem Spekulationsobjekt (derzeit der hauptsächliche Preistreiber!) sowie die
  • Nachfrage nach BTC als Zahlungsmittel.

Schauen wir uns auf hoher Flugebene die Einflussfaktoren auf die Wechselkurs-Volatilität an.
Angebot und Nachfrage
Dies ist offensichtlich. Bitcoins sind in ihrer Menge auf 21 Mio. Stück begrenzt. Erst 12 Mio. wurden in Umlauf gebracht, einige hiervon sind bereits für immer verloren (Private Key abhanden z.B. durch Festplattencrash; Interessante Nebenfrage: Was wird das FBI mit den 144.000 beschlagnahmten Bitcoins anstellen? Diese sind mittlerweile >90 Mio. EUR wert und liegen hier). Die Nachfrage nach dem knappen Gut BTC steigt und damit steigt der Preis.
Der Markt ist nicht “tief”
Obwohl die BTC-Marktkapitalisierung bei rund 10 Mrd. USD liegt (12 Mio. BTC zum Preis von 850 USD/BTC), ist der Anteil der zum Handel ausgewiesenen BTC nur ein kleiner Bruchteil dessen. Für einen gesetzten Fondsmanager ist eine Marktkapitalisierung von 10 Mrd. USD ein Witz. Eine hochvolumige Kauforder frisst sich durch die ausstehenden Angebote und treibt den Preis immens nach oben. Umgekehrt lassen hochvolumige Verkaufsorders den Preis stark fallen. Der Bitcoin verhält sich hier wie eine “Pfennigaktie”. Volatilität ist typisch, wenn Marktteilnehmer Orders in Millionenhöhe aufgeben, die darunterliegende Marktliquidität jedoch vergleichsweise gering ist. Nachdem sich in dieser Woche der US-Senat mit digitalen Währungen beschäftigte und neben Fed-Chef Ben Bernanke ihre Anerkennung für diese Technologie gaben, werden die nächsten Monate sehr spannend. Nach und nach wird institutionelles “Big Money” von Investmentfonds und -gesellschaften in den Markt fließen und die Marktkapitalisierung steigen.
Bitcoins sind jung
Es dauerte Jahrzehnte von der Konzeption einer Einheitswährung für den Euro-Raum bis zur physischen Ausrollung der neuen Währung Anfang dieses Jahrtausends. Bankensoftware, Point-of-Sale-Systeme (PoS) und das Bargeld in unseren Geldbeuteln wurden ausgetauscht. Diese Mammut-Unternehmung wurde unterstützt durch Abermilliarden an Steuergeldern und gedeckt durch entsprechende Gesetze.
BTCs haben diese “Vorteile” nicht und werden weder durch Legislative noch durch Steuergelder unterstützt. Die Regierungen sitzen auf der Zuschauertribüne und es vollzieht sich eine Revolution an der Basis, getrieben durch Enthusiasten, Programmierer, Unternehmer etc.
Eine digitale Währung auf einem weißen Blatt zu konzipieren ist eine einzigartige Unternehmung. Es wird Monate dauern bis Finanzprodukte wie Futures, Options und Shorting Marktinformationen beisteuern und somit die Volatilität senken.
Es wird Monate dauern, bis PoS-Systeme Bitcoins akzeptieren. Bis dahin wird der Einsatz von BTC in der “echten Welt” – sprich: in Ladengeschäften – nur zögerlich voranschreiten. Käufer können mit Smartphones bereits bezahlen und z.B. einige Subway-Franchisenehmer nehmen bereits Bitcoins via Tablet-App an. Doch von der Bezahlung von Sandwiches hin zu Immobilien o.ä. ist es noch ein weiter Weg. Immerhin kann man bei Virgin Galactic seit gestern einen Flug ins Weltall mit Bitcoins bezahlen.
Mit viel Gehirnschmalz wird an technischen und juristischen Lösungen für den Einsatz von BTC als Zahlungsmittel gearbeitet, denn die Nachfrage hiernach ist offensichtlich. Und wer die “Killer-Anwendung” entwickelt, kann Visa, Mastercard, PayPal, Western Union und Konsorten ein Riesenstück vom Kuchen wegnehmen… oder sogar den ganzen Kuchen!
Das richtige Ziel setzen
Niemand weiß, wie lange es dauert, solch ein bahnbrechendes Konzept in seine vielseiten Anwendungsbereiche auszurollen. Entfaltet sich vor unseren Augen gerade eine Weltwährung, ein “Globo”?
BTC verhält sich wie ein Startup-Unternehmen und sein “Aktienkurs” schwankt dementsprechend. Eine Vorhaben mit hohem Risiko, hohen Wechselkursschwankungen, riesigem Potenzial und dennoch mit ungewissem Ausgang. Vielleicht wird das Vorhaben in einem großen, lauten Knall in sich zusammenfallen und damit der Kurs auf 0.
Oder könnte es eines der Vorhaben sein, die einschlagen wie eine Bombe und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken sind: Suche via Google? Einkaufen via Amazon? Soziales Netzwerk via Facebook? Vermögenswerte transferieren via Bitcoins?
Es ist derzeit viel zu früh, eine seriöse Aussage zum Ausgang dieses Experiments zu geben.
Wie wird denn nun die Volatilität geringer?
Zwei Zutaten:

  1. Wachstum des Bitcoin-Ökosystems (angefangen bei Tauschbörsen, um überhaupt an BTC zu kommen, über Wallet-Anbieter, über Finanzprodukte auf Basis des BTC-Protokolls bis zum PoS für Händler etc.) und vor allem:
  2. Zeit.

BTC ist das zugrunde liegende Protokoll zum sofortigen und (nahezu) kostenfreien Transfer von Vermögenswerten. Vermögen wird “programmierbar”. Es wird Finanz-Anwendungen geben, von denen wir heute nicht zu träumen wagen. Täglich wird die Nutzung von BTC als Zahlungsmittel und Vermögensspeicher steigen, und nicht nur als Spekulationsobjekt.
Mit steigender Adaption der Technologie und zunehmender Marktkapitalisierung wird der Wechselkurs stabiler. Doch bis dahin liegt eine sehr ruppige und überaus unterhaltsame Achterbahnfahrt vor uns!

Author
  • Luke Handt

    Luke Handt is a seasoned cryptocurrency investor and advisor with over 7 years of experience in the blockchain and digital asset space. His passion for crypto began while studying computer science and economics at Stanford University in the early 2010s.

    Since 2016, Luke has been an active cryptocurrency trader, strategically investing in major coins as well as up-and-coming altcoins. He is knowledgeable about advanced crypto trading strategies, market analysis, and the nuances of blockchain protocols.

    In addition to managing his own crypto portfolio, Luke shares his expertise with others as a crypto writer and analyst for leading finance publications. He enjoys educating retail traders about digital assets and is a sought-after voice at fintech conferences worldwide.

    When he's not glued to price charts or researching promising new projects, Luke enjoys surfing, travel, and fine wine. He currently resides in Newport Beach, California where he continues to follow crypto markets closely and connect with other industry leaders.

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